Besucherzaehler
Die Hilfefinder-App für Jugendliche in Not
Die Hilfefinder-App für Jugendliche in Not
Lars Street
Lars Street

Nachtfußball in Lauenburg/Elbe

 

einmal im Monat am zweiten Freitag ist Nachtfußball von 22.00 - 24.00

wo? in der Weingartenhalle (Grundschule)

 

 

Harte Jungs mit weichem Kern

Lauenburg. Harte Beats, Hiphop-Klänge und nachdenklich stimmende Texte des angesagten Hamburger Sänger Sammy Deluxe dröhnen durch die kleine Turnhalle am Weingarten. Einmal im Monat stürmt Straßensozialarbeiter Sven Stroetzel von 22 Uhr bis Mitternacht mit seinen Jungs die Halle zum Nachtfußball.
Immer mehr Jungs kommen zum Nachtfußball mit Straßensozialarbeiter Sven Stroetzel.
Foto: Maja Bienwald
Immer mehr Jungs kommen zum Nachtfußball mit Straßensozialarbeiter Sven Stroetzel.
Im Eiltempo sind sie umgezogen – in Markenkleidung oder im Notwendigsten. Und schon folgt der erste Rückschlag: Längst haben an diesem Abend die Aufbauarbeiten für die am nächsten Tag geplante Kinderkiste begonnen. Die Jungs zwischen 14 und 19 Jahren warten die Diskussion zwischen „ihrem“ Sven und den Organisatoren nicht ab – kurzerhand werden die Teppiche eingerollt und das Versprechen gegeben, noch in der Nacht alles wieder herzurichten.

„Man hat mir wieder nicht Bescheid gesagt hat“, ärgert sich Sven Stroetzel und muss schon das erste Spiel anpfeifen, weil die sonst sozial so auffälligen Jungs bereits selbst für Mannschaftsaufstellung und Spielpaarungen gesorgt haben. „Ich habe mit 14 Jungs angefangen, durch Mundpropaganda sind wir jetzt zwischen 25 und 36 Personen. Und trotzdem schaffe ich es allein. Ich zeige jedem meine Wertschätzung durch persönliche Begrüßung ", erläutert er.
Sie duzen ihn alle und doch geht es respektvoll zu. „Schlägereien nach einem Spiel hatten wir noch nie“, sagt Stroetzel und muss innerhalb eineinhalb Stunden nur zwei Fouls pfeifen. „Die sind echt schlecht, da geht ja wohl gar nichts“, sind sich die Jungs auf der Bank während eines Gruppenspiels einig: „Der kann immer nicht verlieren, deshalb fängt er an zu foulen.“ Sven Stroetzel erklärt: „Am Anfang habe ich lange gebraucht, um die Regeln klarzumachen, aber jetzt wächst es von allein, weil sie es an die Neuen weitergeben.“
„Der raue, aber herzliche Ton ist immer wieder zu spüren: Türkische Flüche werden rasend schnell gefolgt von coolen und sarkastischen Sprüchen, Abklatschen für besonders gelungene Aktionen und taktische Tricksereien. In kleinen Mannschaften zu fünft müssen sie spielen. Der Rest wartet auf der Ersatzbank.
„Das Feld ist viel zu klein – wir können immer nur sieben Minuten spielen. Warum können wir denn nicht in die große Halle auf dem Hasenberg?“, fragt Dursun, während die Spielpausen unruhiger und ruppiger werden. Der 19-Jährige sagt auch: „Sonst würden wir saufen gehen. Aber wenigstens einmal im Monat will ich hier dabei sein.“
Das öffentliche Bild von harten Jungs bekommt Risse, wenn sie sich öffnen und sagen, was sie denken und was sie bewegt. Neben der Taktik für das nächste Spiel geht es um hübsche Mädchen, Tipps für weiterführende Schulen und das Thema des Abends: der Amoklauf von Winnenden. „Ist das zu fassen?“, fragt sich Raschad. Der 14-Jährige, der über die „Flexible Ausgangsklasse“ der Hauptschule seinen Realschulabschluss machen und später Kfz-Mechaniker werden will, ist fassungslos und froh, jetzt nicht allein zu sein. „Sonst fahr ich nach Hamburg – aber beim Fußball mit Sven bin ich immer dabei.“
Das Projekt hat Vorzeigecharakter und ist doch einzig im Kreis. Und auf der Heimfahrt fällt auf, dass es an den neuralgischen Punkten im Stadtgebiet in dieser Nacht ruhig ist.

Erstes Lauenburger Nachtfußballturnier (Januar 2010)

Klicken :-)
Klicken :-)